23. Mai: Blaue Stunde!

Ich lese über den 95. Geburtstag der Tochter des berühmten Geigenbauers, die von Paganini erzählt, die Brahms und Clara Schumann kannte. Ich lese über Mörikes Witwe, die auf dem Neu-Ulmer Friedhof begraben liegt, längst aufgelassen das Grab, geblieben ein Gedenkstein. Ich höre von Nietzsche, wie er am Neu-Ulmer Bahnhof umstieg, um in Italien den Zarathustra zu schreiben. Mittelgroße Vergangenheiten alter weißer Männer. Und Frauen, als Töchter oder Witwen. Auf den heutigen Straßen in Neu-Ulm junge Frauen mit straff anliegenden Kopftüchern, Kinderwagen schiebend. Über den Rathausplatz, Treppen hinauf, Gänge entlang, Stadtratssitzung. Die Wahl des zweiten Bürgermeisters ist eine Wahl zwischen zwei Frauen. Die Neue nimmt die Wahl an, so wahr ihr Gott helfe. Auf der anderen Seite der Donau volles Haus für die sehr junge Autorin und ihre begeisterte Lektorin. Sie sitzen mit offenem Haar und sprechen in Mikrofone. Ein junger Cellist spielt Bach. Ich bin eine von denen, die atmen.

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