Vier literarische Stolpersteine
Zur Stolperstein-Verlegung am 02.04.2019
Der Künstler als Handwerker, der Künstler mit aschenem Hut, dessen Krempe einen harten Schatten über die Augen wirft, kniet vor einer ausgehobenen Grube auf dem Asphalt. Plastikeimer, Kelle, Schaufel, Besen, Hammer umringen das offene Grab wie Trauergäste.
Es werden zur letzten Ruhe gebettet: kleine, viereckige Urnen aus Stein, messingglänzende Platten darauf, in die Inschriften gehämmert sind, mit der ganzen Brutalität der Lebensgeschichten. Kürzestgeschichten: Hier wohnte, Name, Geburtsjahr, Fluchtjahr / Fluchtland.
Jetzt versenkt der Künstler die Steine, zwingt sie hinein in das kalte Grab, passt sie einander an, Vater, Mutter, Tochter, das Kind in der Mitte, wie bei einem Spaziergang an einem Sonntag in einem Frühling. Der Hammer, geführt mit der Routine des Handwerkers, trifft Name, Geburtsjahr, Fluchtjahr / Fluchtland.
Es sprechen Jugendliche, die sich der Geschichten der Geflüchteten angenommen haben. Spielen jene Szene im Leben der Eheleute Emilie und > Emanuel Rosenthal als fiktiven Dialog nach, in der seine Fluchtentscheidung die Trennung bedeutet, die ihr das Herz bricht. In der Rolle der Emilie: Eine junge Muslima mit Kopftuch. Es verhüllt nicht, sondern offenbart, was damals und heute miteinander zu tun haben.
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