Alles liegt vor uns

Meine Zeit als zweite Stadtschreiberin von Neu-Ulm neigt sich langsam dem Ende zu und ich sichte mein gesammeltes „Material“, aus dem mein Buch „Die Verlebendigung der Dinge“ im Verlag Axel Dielmann entstehen wird. Vor zwei Tagen erst durfte ich den besonderen Verleger in Frankfurt auf einer Dichter-Lesung, auf der auch ich vorgetragen habe, in Frankfurt kennenlernen. Ich freue mich schon sehr auf die Zusammenarbeit.

Illustrieren wird das zweite Stadtschreiber-Buch (nach „Neu-Ulm liegt am Meer“ von Constance Hotz) die in Neu-Ulm und Ulm ansässige bildende Künstlerin Elena Schoch. Viele großartige Kooperationen konnte ich direkt vor Ort als Stadtschreiberin auf- und auch ausbauen. Andere Brücken habe ich bewusst abgebrochen und auch das werde ich retrospektiv beleuchten müssen. Erste Prosa-Texte und Gedichtzyklen habe ich bereits in Neu-Ulm schreiben können, aber Himmel, es gab so viel zu sehen und zu tun. Nun schreibe ich an diesen Zeilen und bin in Gedanken noch im Refugium von Blumen Weimar, wo wir bis eben fotografiert haben, folge den fünf Schnecken suchenden Erpeln, folge Laufenten und bewundere, was für meine Abschlussveranstaltung, die dort am 23. Juli um 11 Uhr stattfinden wird, entstanden ist: Bernhard Weimar hat aus meinem Orkaniden-Manuskript, aus meinen Sturmgedichten erneut Kunst geschaffen. Wir haben meine Projekt-Initiative, die „Bänke der Begegnungen“ als ein „Verweile doch! du bist so schön!“ in die Konzeption integriert. Ich sitze auf einer lebendig blühenden Bank. Auch ich möchte verweilen, in einem der letzten Paradiese, zwischen Blumen, Kunst, gutem starken Kaffee, einer Henne, die eigentlich Prinzessin ist, frischem, selbst angebauten Gartensalat und Installationen aus meinen Sturmgedichten. „Demuth“ blitzt überdeutlich hervor, während ich mich auf die Illustrationen von Jantien Sturm einstimme, die meinen Orkaniden einst Gestalt verliehen hat. Das alles scheint mir ewig zurückzuliegen. Bei dem Künstler Bernhard Weimar sind Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in sicheren, schöpferischen Händen.

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Dies wird nicht mein letzter Blogbeitrag sein. Er ist vor allem als herzliche Einladung an alle zu verstehen, die Neu-Ulm in einem neuen Licht sehen möchten. Meinen Stadtschreiber-Blog pflege ich also, bis die Nachfolge geklärt ist (ich werde Jurorin sein), schließlich gibt es noch so viel Interessantes aus Neu-Ulm zu zeigen und vorzustellen, das ich noch gar nicht präsentieren konnte. So fügen sich morgen bspw. bereits im Stillen entstandene „Zehn-Zeiler“ zu einem Gedicht mit der Poetry-Slam-Gruppe des Lessing-Gymnasiums zusammen. Aufgabe war es, in einem Zehn-Zeilen-Passus als lyrisches Ich ein „Du“ anzusprechen. Denn allzu oft verwechseln Leser meine Person mit der Erzählstimme in meinem literarischen Oeuvre. Das kann den Schülern und Schülerinnen der Poetry-Slam-Gruppe unter Leitung von Marcel Jenczek natürlich nicht passieren. Hier wissen alle, es gibt so viel mehr als den „Lektüreschlüssel“ zum Literatur-Glück und literarisches Schreiben wird schon jetzt mit der größten möglichen Ernsthaftigkeit betrieben. Das haben die Schülerinnen Nina Mihulka und Sara Korbmann bewiesen, die sogar in meinem Kurs an der Volkshochschule Ulm („Alles fließt“ für Erwachsene) einen starken Lesevortrag ablieferten. Da bleibt große Hoffnung und Zuversicht, um in die Zukunft zu blicken. Morgen setzen wir alle die Zehn-Zeiler zu einem Gedicht zusammen, das natürlich ebenfalls in meinem Stadtschreiber-Buch verewigt wird. Zuvor treffe ich mit vier Boschaftern des Lessing-Gymnasiums die Gestalter der zfg-Schule in Ulm, auf die ich schon sehr gespannt bin.

Aber auch dazu später mehr, noch gibt es wundervolle Möglichkeiten, der Stadtschreiberin Julia Kulewatz im Juli zu begegnen. So steht am 21. die zweite Blaue Stunde um 18:30 Uhr in der Stadtbibliothek von Neu-Ulm an, die von den beiden Lehrerinnen Gisela Tamm und Sandra Moritz moderiert wird, bevor wir mein Stadtschreiberamt bei Blumen Weimar gemeinsam in ein Verweilen im Geiste überführen. Wie zu meiner Antrittslesung im Edwin Scharff Musem, wird mich der Verleger, Künstler und Autor Florian L. Arnold als Moderator durch die Mittagstunde führen. Um das kulinarische Wohl auf Pflanzenbasis kümmert sich das Zeitrad und für hervorragenden Kaffee sorgt die Neu-Ulmer Röstschmiede, deren hauseigenen Amboss ich gestern erst zusammen mit dem Inhaber Marius Geiselhart bewundert habe. Bleibt vielleicht noch zu erwähnen, dass ich mir vor wenigen Tagen ein Gummi-Boot ins Neu-Ulmer Rathaus bestellt habe. Mein Plan ist es, die Donau hinabzufahren, ein Boot voller gestohlener Bibliotheksbücher (aus Neu-Ulm und Ulm, denn ich habe für beide Bibliotheken Ausweise gemacht) die Donau hinab weiter bis nach Wien zu fahren, im Gepäck alle Texte, zu denen ich fähig war, denn:

Alles liegt vor uns.

Fotos: Blumen Weimar

 

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